Bericht zur 31. öffentlichen Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses im hessischen Landtag (21.11.2017)

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In der 31. öffentlichen Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses im hessischen Landtag am 21.11.2016 waren der BKA-Profiler Alexander Horn und der BKA-Ermittler und ehemalige Leiter der „Ermittlunsgruppe Ceska“ Christan Hoppe als Zeugen geladen.

Der erste Zeuge der Sitzung am 21.11.2016 ist Alexander Horn, ein BKA-Profiler aus Bayern, gewesen, welcher bereits im Bundestagsuntersuchungsausschuss aussagte. Nach dem achten Mord der Serie an Mehmet Kubasik (Dortmund) und dem neunten an Halit Yozgat (Kassel), welche im April 2006 nur wenige Tage hintereinander begangen wurden, wurden neue Ermittlungsergebnisse ausgewertet, die die bisherige Erste Fallanalyse aus dem Jahr 2005, die noch von einer Mordserie im Bereich der Organisierten Kriminalität ausgegangen war, zunehmend in Frage stellten. Geleitet von der Fragestellung, inwiefern die Auswahl der Personen als gezielt anzusehen gewesen sei, oder ob diese viel mehr stellvertretend für eine gesamte Opfergruppe stehen sollten, begann der als Profiler beim BKA tätige Horn mit der Erstellung einer zweiten Fallanalyse. Diese Fallanalyse ging von zwei männlichen Tätern, Anfang 20 aus, welche Verbindungen in die rechte Szene gehabt haben müssen, die in diesem Umfeld auch bereits größere Pläne im Sinne gehabt haben könnten, dieses Umfeld jedoch nicht bereit gewesen sei für derart „radikale“ Aktionen, weswegen sie fortan begannen alleine zu handeln. Da es zwei Mordwaffen gegeben habe, die während der Serie in Benutzung gewesen seien, sei man dementsprechend auch von zwei Tätern ausgegangen. Die Beziehung zwischen diesen beiden Tätern sah Horn als sehr hoch an, er ging davon aus, dass es sich entweder um Brüder, gute Freunde oder um „Brüder im Geiste“ habe handeln müssen. Als geographischen Ankerpunkt der Täter habe man den Nürnberger Südosten ausgemacht, da dort die ersten beiden Morde der Serie begangen wurden, zumal einer der Tatorte ziemlich versteckt gewesen sei und man an diesem nicht einfach zufällig vorbeigekommen wäre ohne diesen Ort zu kennen.
Seine Bemühungen eine vergleichende Fallanalyse mit dem Bombenanschlag in der Keuppstraße in Köln aus dem Jahr 2004 zu erstellen scheiterten allerdings, bereits bei einer Steuerungsgruppensitzung im Juni 2006 wurden erste Zweifel an der von Horn erstellten zweiten Fallanalyse laut und KollegInnen aus Baden-Württemberg mit der Erstellung einer weiteren, dritten, Fallanalyse beauftragt, die ihre Motiveinschätzung wiederum stärker im Bereich der Organisierten Kriminalität ansiedelten.

Der zweite Zeuge der Sitzung ist Christian Hoppe, leitender Beamte des BKA und ehemals Vorsitzender der „Ermittlungsgruppe Ceska“, gewesen. Dieser sollte über die Zusammenarbeit der Polizeien der Länder und seiner Behörden Auskunft geben. Trotz Horn‘s zweiter Fallanalyse habe Hoppe die Täter stets im Bereich der Organisierten Kriminalität verortet. Jedoch habe er sich bereits zu diesem Zeitpunkt für eine Zentralisierung der Ermittlungen ausgesprochen. Seit 2004 sei die von ihm geleitete Ermittlungsgruppe an der Spur der Mordwaffe dran gewesen. Da wahrscheinlich ab der fünften Tat ein Schalldämpfer benutzt wurde, ergaben sich fortan neue Ermittlungsoptionen, da die Montage eines Schalldämpfers einen verlängerten Lauf der Waffe voraussetze. Durch den Luxit-Hinweis aus dem April 2007 sei man schließlich auf die Spur des Herrn Luxit gekommen, der für die legale Lieferung von 27 Ceska-Pistolen aus Tschechien in die Schweiz verantwortlich gewesen sei. Durch einen Hinweis der Kriminaltechnik kam dann 2008 zum Vorschein, dass es auffällige Übereinstimmungen bezüglich der Systemspuren dieser 27 Waffen mit der Mordwaffe der Serie gegeben habe. Doch auch wenn die Waffenkette des NSU bis heute nicht aufgeklärt sei, so gebe es doch „eine gewisse Wahrscheinlichkeit“, das die Mordwaffe aus besagtem Bestand stamme.

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