Chats über Waffen, Waffentests und Vernichtungsphantasien – Der Prozess gegen Franco Albrecht – 17. Verhandlungstag, 7. Oktober 2021

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Chats über Waffen, Waffentests und Vernichtungsphantasien – Der Prozess gegen Franco Albrecht – 17. Verhandlungstag, 7. Oktober 2021

Am 17. Verhandlungstag standen erneut der Waffenfund am Wiener Flughafen, der Betrugsvorwurf und die Masterarbeit von Franco Albrecht im Mittelpunkt. Es wurde ebenfalls ein Chatprotokoll von Albrecht und seinem Freund Mathias Fl. verlesen, in dem teils verschlüsselt über Waffen und Gewalt an Migrant*innen gesprochen wurde.

Zu Beginn der Sitzung wurde der Zeuge Andreas K., Kriminalbeamter der Flughafen Polizei Wien, vernommen. Dieser kam kurz nach der Festnahme von Franco Albrecht durch uniformierte Beamte zum Festnahmeort, der Behindertentoilette im Transitbereich des Flughafens Wien, hinzu. Bei Albrecht wurde laut K. eine scharfe, nicht registrierte Handfeuerwaffe festgestellt. Es wurden dazu in der Vernehmung des Zeugen Videoaufnahmen von Albrecht aus dem Transitbereich vor der Toilette sowie taktische Notizen, die bei der Festnahme bei ihm gefunden wurden, in Augenschein genommen. Laut dem Zeugen K., der Albrecht nach der Festnahme vernahm, habe Albrecht den anderen Polizisten, die an der Festnahme beteiligt waren, gesagt, dass er die Pistole abgeben und zum WKR Ball wollte, der an diesem Tag in Wien stattfand. Auf Nachfrage erklärte der Zeuge, dass der von der rechten FPÖ ausgerichtete WKR Ball von Protesten „von links und rechts“ begleitet wird. Die taktischen Notizen, die bei Albrecht gefunden wurden, ordnete der Zeuge K. in den Zusammenhang zu Demonstrationen und dem rechten Akademiker Ball ein. Auf dem Zettel seien verschiedene Kreise, die Wörter „Strategie und Taktik“, „Mannschaften“ und Berechnungen stehen.

Darauf schoss sich anschließend die Verteidigung von Albrecht ein. Rechtsanwalt Hock gab kund Reserveoffizier zu sein. Die Notizen seien für ihn eindeutig militärische Notizen über Mannschaften und Bataillone und bezögen sich nicht auf eine Demonstration.

Der Versuch der Relativierung der Masterarbeit von Albrecht

Nach der Entlassung des Zeugen K. gaben die Anwälte Hock und Schmitt Fricke Erklärungen zur Masterarbeit von Franco Albrecht ab. Hock appellierte zunächst an die Presse, bitte fair über diese Arbeit und seine Erklärung zu berichten. Viel mehr, als dass die Arbeit für ihn keine Masterarbeit, aber erst recht kein „Masterplan“ für einen terroristischen Anschlag sei, erklärte er dabei nicht. Schmitt-Fricke versuchte hingegen die extrem rechte Gesinnung von Albrecht mit seiner Arbeit selbst zu widerlegen. Er stellte diese als überparteilich mit vielen internationalen Perspektiven dar. Die Behauptungen in der Arbeit, das „Volk“ werde „seiner Besitztümer beraubt“ konstruierte der Anwalt als linke Kritik. Die faschistischen Gedankengänge über eine einheitliche Volksgemeinschaft sah er als kritische Gedanken über ein mögliches, friedliches, gesellschaftliches Zusammenleben. Kritik an Medien und politischen Eliten waren für ihn keine Verschwörungsideologien sondern Forderungen nach mehr Demokratie. Rechte Medien und falsche Fakten bezeichnete Schmitt-Fricke als breite Quellen und Offenheit für Perspektivwechsel. Für ihn sei es keine völkische, nationalistische, rassistische Arbeit, sondern eine kritische Reflexion westlicher Lebensweise. Somit negierte Albrechts Verteidiger viele völkisch-rassistische und antisemitische Stellen der Arbeit und ordnete die genannten politisch falsch ein.

Anschließend verlas der Vorsitzende Richter noch den taktischen Zettel, der bei Albrecht bei der Festnahme gefunden wurde. Darauf waren kaum leserliche Skizzen und Notizen, die unter anderem „Mannschaften“, „uffze“, offze“ und „Strategie und Taktik“ beinhalteten.

Darauf folgend wurde ein Polizeibeamter des BKA als Zeuge vernommen. Dieser stellte die Konten und Transaktionen zwischen diesen von Franco Albrecht sowie seiner Tarnidentität David Benjamin dar. Albrecht hatte eine Vielzahl an Konten in Deutschland und bei ausländischen Banken in Schottland, Schweiz und Frankreich mit einem Gesamtvermögen von über 80.000 Euro, die Albrecht teils zwischen den verschiedenen Konten transferierte. An seine Tarnidentität David Benjamin wurden mehrere tausend Euro im Laufe der Zeit durch das BAMF ausgezahlt, von denen er ca. 1000 Euro vom Konto abhob.

Waffentests und Vernichtungsphantasien

Zum Ende der Sitzung kam es noch zur Verlesung eines Chatprotokolls zwischen Franco Albrecht und Mathias Fl. Demnach trafen die beiden sich regelmäßig im Raum Offenbach. Fl. wies Albrecht unter anderem auf einen Bogenshop hin und empfahl nur vor Ort zu kaufen, sonst wüssten andere Bescheid, dass er dort einkaufe. Albrecht begrüßte Hinweise wie diese. Albrecht schickte Fl. ein Video über angebliche Migrationsbewegungen nach Europa und die Gefahren, die für Sicherheit und Ordnung dadurch scheinbar entstünden. Darauf entgegnete Fl., dass er Migrant*innen gerne mit einem „Atomsprengstoff“ angreifen wollen würde. Auch wenn Deutsche laut ihm dabei sterben würden, wäre es ihm das wert, wenn Millionen von Migrant*innen sterben würden. Mehrfach schrieb Fl. über Vernichtungsphantasien wie diese. Albrecht hingegen versuchte darauf hinzuweisen, dass es keine gute Idee sei, sich so in Whatsapp zu äußern und er sich das „für später aufheben“ solle. Des Weiteren bat Fl. im Chatverlauf Albrecht vorbei zu kommen, um gemeinsam Dinge zu testen, es gehe um Dinge, die so groß sind, dass sie nicht einfach ungesehen an den Eltern des Fl. vorbei zu bringen sind. Fl. ist jedoch weniger vorsichtig als Albrecht und erwähnte auch, dass manuelle Waffen etwas für Profis wie Albrecht seien. Dieser reagiert darauf entnervt, dass er es benennt und gibt die ironische Antwort, dass Fl. auch gleich ein Bild hätte schicken können. Später im Chat werden metallische Gegenstände als Räder bezeichnet, die es im Dunkeln zu testen gelte. Es wird eindeutig, dass dies Codewörter für Waffen sind. Auch über David Benjamin schreiben die beiden, indem Fl. Albrecht für seine guten französisch Kenntnisse lobt, worauf Albrecht im Chat erneut verschlossen reagiert.

Damit endete eine Sitzung, in der trotz Relativierungsversuche der Verteidigung, Albrechts extrem rechtes Gedankengut und seine Gefährlichkeit erneut zum Vorschein trat.

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