Die 34. Sitzung im Prozess gegen Franco Albrecht war die erste nach einer längeren krankheitsbedingten Pause. Albrechts Verlobte und Mutter wurden vernommen. Letztere stimmte ein Loblied auf ihren Sohn an. Außerdem wurde ein neuer Antrag der Verteidigung gestellt und einer abgelehnt.
Die 33. Sitzung war die erste nach einer längeren krankheitsbedingten Pause des Prozesses. Zu Beginn der Sitzung erläuterte der Vorsitzende Richter Koller, dass die Sitzungen wegen einer Corona-Infektion des Angeklagten Franco Albrecht ausgefallen seien und verlas hierzu Beschlüsse. Albrecht hatte in einer früheren Sitzung lautstark sein Recht, sich nicht impfen zu lassen, verteidigt und wollte anhand mitgebrachter Graphen belegen, dass er zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner Antikörperzahl immun gegen das Virus sei.
Als erste Zeugin wurde die Verlobte von Albrecht, Sophia T., befragt. Sie wurde bereits in der letzten Sitzung von Gericht und Bundesanwaltschaft (BAW) befragt, in der heutigen Sitzung standen nur noch die Fragen der Verteidigung auf dem Plan. Albrechts Anwalt Schmitt-Fricke fagte sie danach, ob sie gemeinsam mit Albrecht an Veranstaltungen der Partei DIE LINKE teilgenommen hätte. T. antwortet, sie hätten gemeinsam die „Inselgespräche“ von DIE LINKE in Berlin besucht. Dort sei es viel um Außenpolitik gegangen, es sei aber „harmonisch“ gewesen. Albrecht habe dort auch unabhängig von ihr Kontakte zu ihren „Parteifreunden“ geknüpft.
Gegen Ende der Sitzung stellte Albrechts Verteidigung noch einen Antrag, ein Mitglied der LINKEN in Berlin als Zeugen zu laden. Dieser könnte davon berichten, dass der Angeklagte Albrecht in den Jahren 2016 und 2017 an einem „von Respekt geprägten Austausch mit Politikern der LINKEN“ teilgenommen hätte. Das Mitglied der LINKEN sei Mitveranstalter der Gesprächskreise gewesen. [Anmerkung NSU-Watch: Ein Twitter-Account unter dem Namen des ehemaligen Bundeswehroffiziers verbreitet Links zu verschwörungsideologischen Websites und schreibt von „Soros-NGOs“ – und deutet damit antisemitische Verschwörungsideologien um den Milliardär Geoge Soros an. Ein offener Brief des Politikers erschien auf der verschwörungsideologischen Website „Nachdenkseiten“. Es ist unschwer vorstellbar, dass er und Franco Albrecht sich gut verstanden.]
Nach der Frage zu gemeinsamen Veranstaltungen der LINKEN in Berlin fragte Schmitt-Fricke T. danach, ob es sein könne, dass die Waffen von Franco Albrecht, deren illegalen Besitz er eingeräumt hat aber bis heute nicht erzählen möchte, wo sich diese befinden, nicht zurück nach Deutschland kamen, sondern in Frankreich geblieben sind. Sophia T. berichtete davon, dass die Waffen im Ausland verblieben sind. Da schaltete sich Richter Koller ein und stellte eine Reihe Nachfragen hierzu, etwa welche Waffen sie meine und woher sie das wüsste. T. berichtete in ihren Antworten, dass es um ein G3-Gewehr und eine Pistole ginge, sie von deren Besitz durch ihren heutigen Verlobten erst aus der Presse erfahren habe und ihn daraufhin angesprochen habe. Als der Richter nachfragte, gab sie an, von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, was Koller mit „Na gut, dann ist das für uns wertlos“ kommentierte.
Befragung von Albrechts Mutter
Auf die kurze Vernehmung von Albrechts Verlobten folgte seine Mutter in dem Zeugenstand. Sie wurde geladen aufgrund eines Beweisantrags der Verteidigung zu den bei Albrechts Festnahme im Februar gefundenen NS-Devotionalien. Laut Albrecht sollen die diversen Orden mit Hakenkreuzen und anderen NS-Symbolen von seinem Großvater stammen. Albrechts Mutter bejahte dies: Als ihr Vater vor 17 Jahren starb, habe sie beim Ausräumen des Hauses eine Kiste mit diesen Orden gefunden . Sie habe diese als Erinnerungsstücke und Andenken an ihren Vater aufgehoben, sich aber dabei nichts gedacht. Sie habe die Dinge „mit seinem Leben in Verbindung gebracht“. Ihr Vater sei Marinesoldat in der NS-Zeit gewesen, aber kein überzeugter Nazi. „Er war neutral, sage ich mal“. Die NS-Devotionalien, unter anderem Bücher über Adolf Hitler und Schallplatten mit dessen Reden, hätten zu ihrem Vater gehört, habe sie aber „nie in Verbindung mit dem Nationalsozialismus“ gebracht. Zu cem Widerspruch, dass Albrechts Großvater kein Nazi gewesen sein soll, aber einige der Devotionalien und Bücher scheinbar aus der Zeit nach 1945 stammen, wurde Albrechts Mutter nicht befragt.
Stattdessen wurde Albrechts Mutter zur politischer Einstellung ihres Sohnes befragt. Er sei in alle Richtungen sehr interessiert, mit Nazismus habe er aber nichts zu tun, so Albrechts Mutter. Nach einigem hin und her, ob sie nun weiter aussagen wolle und oder von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch mache, entschied sie sich, die Fragen zu beantworten und setzte dabei zu einem Loblied auf ihren Sohn an: Ihr Sohn sei immer hilfsbereit gewesen, hätte Freunde gehabt, sich engagiert, sei nie gewalttätig gewesen usw. Zu dem Zuzug von Geflüchteten 2015 hätte sie damals „wir werden überrollt“ gesagt und er habe ihr zugestimmt, dass das ziemlich viele wären. Nie im Leben hätte er aber einen Anschlag vorbereitet. Auf Aussagen von ihm angesprochen erklärte seine Mutter, dass Albrecht auch gegen Beziehungen zwischen „Deutschen“ und „Ausländern“ nie etwas gehabt hätte. Diese Lobrede der Mutter setzte sich eine Weile fort, bis das Gericht offenbar einsah, hierdurch keine neuen Erkenntnisse zu erlangen und keine weiteren Fragen mehr stellte.
Zum Schluss wurde ein Antrag der Verteidigung abgelehnt, wonach weitere Audiomemos abgespielt und eine Seite aus Albrechts Abibuch verlesen werden sollte. Dies solle nach Sicht der Verteidigung zeigen, dass Albrecht einen breiten Musikgeschmack habe, u.a. auch Punk und demnach nicht rechtsextrem sein könnte. Das Gericht lehnte den Antrag ab, weil es keine Bedeutung habe, welche Musik der Angeklagte höre. Auch wenn er unterschiedliche Musik wie Punk höre, bedeute dies nicht, dass er keinen Anschlag geplant haben könnte. Kurz danach endete der Prozesstag.