Bericht zur 39. öffentlichen Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses im hessischen Landtag (09.06..2017)

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In der Sitzung am 9.6. sagten zwei Zeugen aus der Naziszene aus. Philipp Tschentscher war zum zweiten Mal im Untersuchungsausschuss geladen, Christian Wenzel sagte zum ersten Mal aus. Die dritte Zeugin, Corryna Görtz, erschien nicht.

Tschentscher wurde zunächst zu einem Telefonat befragt, in dem er im Bezug auf Mundlos, Zschäpe und Bönhardt sagte, dass diese bei ihm auf einer Veranstaltung in Hessen gewesen seien. Hierzu wurde er bereits im November 2016 vom BKA befragt und erklärte dort wie auch im Ausschuss, dass der Inhalt des Telefonats nicht der Richtigkeit entspreche. Im Anschluss wurde Tschentscher erneut an seine Wahrheitspflicht vor dem Untersuchungsausschuss erinnert und ein Protokoll der Gründungsveranstaltung der Deutsch-Russischen Friedensbewegung vorgelegt. Auf diesem ist vermerkt, dass ihm die Versammlungsleitung übertragen wurde. Tschentscher erklärte schon bei seiner letzten Ladung im April 2016, an der Sitzung nicht teilgenommen zu haben. Bei dieser Aussage blieb er, ein Freund in Österreich hätte ihn damals gefragt ob er seinen Namen und seine Unterschrift für die Gründung des Vereins verwenden dürfte.
Tschechtscher berichtete, auf dem Reichshof von Roeder seinen Geburtstag gefeiert zu haben. Im Nachhinein habe es jedoch Ärger gegeben, da dieser unerwartet Geld für die Nutzung des Objektes haben wollte. Als Roeder in Haft war, habe Tschentscher sich um das Grundstück gekümmert und die Rundbriefe von ihm verschickt, diese jedoch nie selbst verfasst. Seine Unterschrift sei reinkopiert worden, den Inhalt habe er jedoch nicht zu verantworten. Ralf Wohlleben habe er nie persönlich kennen gelernt, bei einem Kooperationsgespräch mit André Kapke hätten sie sich im braunen Haus in Jena getroffen. Zwei Ausschussmitglieder kündigten an, Tschentschers Aussagen mit vorliegenden Unterlagen an die Staatsanwaltschaft übergeben zu wollen, um diese hinsichtlich möglicher Falschaussagen überprüfen zu lassen. Nachdem Tschentscher begann, rechtsextreme Propaganda zu verbreiten, wurde seine Aussage unterbunden und er frühzeitig entlassen.

Als zweiter Zeuge war Christian Wenzel, Stiefbruder von Temmes V-Mann Benjamin Gärtner, geladen. Wenzel war nach eigenen Angaben bis Anfang der 2000er Jahre als Neonazi aktiv und besuchte Demonstrationen, Konzerten und Versammlungen. Nach einer Haftstrafe habe er sich von der Szene distanziert. Er habe erst 2012 erfahren, dass sein Bruder für den Verfassungsschutz gearbeitet habe. Er sei hierüber nicht überrascht gewesen, da sein Bruder für Geld fast alles gemacht habe. In der Kasseler Szene konnte sich Wenzel nur nach Aufforderung an wenige Namen erinnern. Die Kameradschaft Kassel habe er mit zwei weiteren Kameraden ins Leben gerufen, Ziel sei einzig die Vernetzung mit anderen Kameraden gewesen. Mit der Kameradschaft Rudolphstadt in Thüringen habe man häufiger zusammen gefeiert. Bei B&H sei er nur als Supporter aktiv gewesen, durch das Verbot sei es nicht zu einer Mitgliedschaft gekommen. Von der Mordserie habe er erst 2011 erfahren, sein Bruder Benjamin Gärtner habe ihm nicht viel von seiner V-Mann Tätigkeit und den Gesprächen mit Temme erzählt. 2009 hatte Wenzel als Domaininhaber die Neonaziseite Freier Widerstand Kassel betreut. Das habe ihn dann seinen Job in der freiwilligen Feuerwehr gekostet.

Die dritte Zeugin, Corryna Görtz, erschien nicht.

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